In einer Zeit, in der das Salz so kostbar wie Gold war, wollten die Bewohner einer kleinen Stadt einmal ein besonderes Fest feiern. Es sollte mit dem gemeinsamen Essen beginnen. Fleisch, Gemüse und Kartoffeln gab es genug, und auch der riesige Kessel für den Eintopf war da. Ein Tütchen Salz jedoch, nur eine Messerspitze voll, sollte jeder selbst mitbringen und in den Kessel schütten. Da war aber jemand, der dachte sich: Wenn ich grob gemahlenes Mehl nehme, merkt das niemand, und ich habe mein Salz gespart! Er war nicht der Einzige, der so dachte. Auch sein Nachbar links überlegte nicht lange, und der gegenüber spielte mit dem gleichen Gedanken, und schließlich waren sie alle zu demselben Ausweg gekommen, alle , die sich jetzt ausschöpfen ließen und sich an die langen Tischen setzten und zu löffeln anfingen. Wie fade das schmeckte! Schon wollte der Erste seinen Mund zum Schimpfen auftun. Da besann er sich noch rechtzeitig und schluckte Wortbrocken und Fleischbrocken zusammen hinunter. Doch wollte er sich wenigstens die enttäuschten Gesichter der anderen gönnen. Aber auch diese sahen jetzt vorsichtig im Kreise herum, und jeder begriff, senkte den Kopf, schwieg, aß weiter und war sehr beschämt. Bis plötzlich der Bürgermeister aufstand – jetzt wurde es noch stiller, denn alle hörten sogar mit dem Schlucken auf. Augenzwinkernd sagte der alte Mann: „Also, dieser Eintopf, meine ich, schmeckt, als sei das Salz nicht gleichmäßig verteilt! Das nächste Mal, meine ich, muss besser umgerührt werden! Gescheiter freilich, gescheiter hat uns dieser Eintopf heute, meine ich, schon gemacht.“
Seid gut zueinander,
habt ein Herz füreinander
und lebt miteinander.
nach Epheser 4,32
Benedictus Kindergarten
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